Gestern waren die Wahlen zum deutschen Bundestag. Meine Kinder wollten natürlich am Vormittag genau wissen, was das ist, was da passiert und ob sie auch wählen dürfen. Ob sie beispielsweise auch zum Bundeskanzler – also zum Chef – gewählt werden dürfen. Das hätte sie schon sehr interessiert, um ein paar Dinge direkt und konkret zu entscheiden..:-). Leider musste ich sie da enttäuschen. Weder möchte ich mich als Papa (derzeit) zum Bundeskanzler wählen lassen, noch können die Kinder Chef werden. Auch dürfen sie selbst noch keine Kreuzchen setzen, um bestimmte Entscheidungen zu unterstützen. Denn sie dürfen erst wählen, wenn sie 18 Jahre alt sind. Ein weiteres Kriterium werden erfüllt, denn Sie sind alle Deutsche (anders als meine Frau, die „nur“ Europäerin ist).
Nach Klärung dieser Rahmenbedingungen stapften wir also alle zusammen am Nachmittag zur Schule. Denn dort standen die Wahlurnen. Die deutsche Flagge wehte standesgemäß vor dem Gebäude. Zu sechst gingen wir also gespannt in das Gebäude. Dort erhielt ich meinen Wahlzettel und erfüllte meine demokratische Pflicht – oder anders gesagt: ich übte mein Recht aus, wählen zu dürfen. Danach war Spielen auf dem Schulhof angesagt, bei schönstem Herbstwetter.
Aber eigentlich möchte ich auf etwas anderes hinaus, was mir gestern wieder einmal sehr deutlich geworden ist: Nun gehen also sechs Personen, Menschen, Bürger unseres Landes zur Wahlurne, um zu bestimmen, wer künftig über unser Land regieren soll. Davon vier Personen, nämlich unsere Kinder stellen die Zukunft dieses Landes dar, zumindest für die nächsten (hoffentlich) 80-100 Jahre.
Wir durften aber zu sechst nur eine einzige Stimme abgeben.
Das heißt für mich im Ergebnis, dass die Zukunft unseres Landes bei den gestrigen Wahlen hoffnungslos unterrepräsentiert war.
Kein Wunder also, was wieder einmal das Ergebnis dieser Wahl war.
Bereits im Wahlkampf hat man gesehen, dass den Parteien sehr bewusst ist, dass die Menschen, die in der Zukunft in unserem Land leben, keine Stimme haben. Sie dürfen daher nicht mitbestimmen, welche Weichen für diese Zukunft gestellt werden. Generationengerechtigkeit, Integrationsfähigkeit, Infrastrukturthemen, digitale Zukunft, eine fortschrittlichere und moderne Bildungspolitik, Neue Medien – alles spielte bestenfalls eine untergeordnete Rolle.
Stattdessen wird eine kurzfristige und kurzsichtige, rückwärtsgewandte Politik betrieben, welche hauptsächlich darauf abzielt, die Headlines für die nächste Tageszeitung zu bestimmen. Langfristige und zukunftsorientierte Entscheidungen werden schon lange nicht mehr getroffen. Das muss sich ändern.
Daher: gebt den Familien, gebt den Kindern eine Stimme! Lasst sie darüber mitbestimmen, wo unser Land sich in der Zukunft hinbewegen und was unserem Land wichtig ist!
Die Politiker sollen wissen, an wen sie bei ihren Entscheidungen ebenfalls denken müssen. Natürlich werden – rein technisch – die Eltern die Stimme der Kinder stellvertretend ausüben müssen, bis sie selbst die geistige Reife haben, sich an politischen Entscheidungen zu beteiligen. Aber allein ein entsprechendes Gewicht bei Wahlen darzustellen, sollte doch die Politiker endlich aufwecken, auch die Kinder bei Ihnen politischen Themen zu berücksichtigen !
Also: Denkt bei den Wahlen auch an die Zukunft unseres Landes !
Viele Grüße
Andreas
P.S. Hat die Politik bei den Bundestags-Wahlen Deiner Meinung nach die richtigen Themen aufgegriffen ? Ich freue mich auf Deinen Kommentar.