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Blockchain

Inzwischen lesen oder höre ich fast jeden Tag von Blockchain und / oder Bitcoin. Demnach haben sich die Preise von Bitcoins seit Jahresbeginn vervielfacht. Eine Spekulationsblase treibt die Werte von Bitcoins inzwischen in unglaubliche Höhen.

Aber auch die Technologie, die hinter den Bitcoins steht, ist zunehmend in aller Munde. Und gerade diese Technologie ist etwas, das einer näheren Betrachtung bedarf.

Warum?

Weil es sich hierbei möglicherweise um eine Technologie handelt, die die Welt – ähnlich wie das Internet – erneut verändern kann.

Denn mit Blockchain ergeben sich ungeahnte Möglichkeiten, Transaktionen aller Arten auszuführen, die bislang – oder seit Jahrzehnten oder Jahrhunderten – einer mehr oder weniger klassischen Struktur unterlagen. Staaten, Banken, Notare und sonstige Intermediäre, die Sicherheit bei Transaktionen verschiedener Arten gewährt haben und immer noch gewähren, könnten durch die produktive Nutzung von Blockchain, ihre Daseinsberechtigung für diese Aufgaben verlieren.

Nun möchte ich aber zunächst in einigen wenigen klaren Worten erläutern, worum es bei der Technologie Blockchain überhaupt geht:

Blockchain ist ein dezentrales Protokoll für Transaktionen zwischen mehreren Parteien.

Dabei wird jede einzelne Veränderung transparent erfasst und gespeichert.

Dezentral

Das Protokoll von Blockchain ist eine riesige Datenbank. Sie liegt nicht auf einem Server oder bei einem Unternehmen. Stattdessen ist sie über eine Vielzahl von Computern verteilt.

Blockchain ist damit dezentral organisiert.

Dadurch gibt es aber auch niemanden, dieses Journal gehört. Somit verfügen auch keine Behörde, kein Unternehmen und auch keine Einzelperson über gesonderte Möglichkeiten zur Einflussnahme auf dieses Journal.

Jeder Teilnehmer hat die gleichen Zugriffsrechte und auch die gleichen Möglichkeiten.

Blockchain ist ein neutrales System der Informationsverarbeitung. Niemand hat es in seinem Besitz, niemand kann es manipulieren oder hacken. Der Schutz vor Manipulation ist nur dann in Gefahr, wenn ein Angreifer mehr als 50 Prozent des gesamten Netzes innehat, was extrem unrealistisch ist.

Es gibt auch zentralen Verwalter. Niemand sagt, was richtig und was falsch ist. Wahr ist, was die Mehrheit sagt.

Transaktionen

Transaktionen können jede Art von Information sein. Blockchain ist also nicht auf finanzielle Transaktionen beschränkt.

Es kann für jede Art von Information genutzt werden.

Innerhalb der Blockchain kann eine Information jederzeit nachvollzogen werden – auch für neue Teilnehmer. Man kann es vergleichen mit dem gesprochenen Wort. Sage ich beispielsweise “Ich schenke Dir mein Auto.” kann es, einmal ausgesprochen, nicht mehr geändert werden, vor allem dann, wenn Zeugen anwesend waren. So verhält es sich bei den Transaktionen innerhalb der Blockchain auch. Mit einem Unterschied: Übertragen bedeutet das, jeder weiß, dass ich sagte “Ich schenke Dir mein Auto.” und das gilt sogar für die Personen, die zum Zeitpunkt gar nicht anwesend waren.

Parteien

Die Parteien sind die Teilnehmer, die an einer auf Blockchain basierenden Lösung teilnehmen und den jeweiligen Regeln der Blockchain folgen. Sie ermöglicht Transaktionen direkt zwischen den Teilnehmern ohne Einbezug eines kostenpflichtigen Intermediär. Dadurch wird auch potentielle Friktion (marktbeherrschende Stellungen) verhindert.

Die Transparenz der Blockchain, also dem Journal oder Datenbank, entsteht dadurch, dass das Journal ständig durch ein Netzwerk sogenannter Miner kontrolliert wird. Diese Miner verifizieren Block für Block die hinterlegten Informationen und teilen sie im Netzwerk, in dem jeder Teilnehmer Zugriff auf die selbe Blockchain hat.

Wie stehst Du zum Thema Blockchain bzw. Bitcoin?

Welche Berührungspunkte hattest Du schon damit?

Was würde Dich daran ergänzend interessieren?

Ich freue mich über Deine Nachricht.

Viele Grüße

Andreas

 

Was ist das größte Missverständnis, das es im Bereich der Wirtschaft derzeit gibt?

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Was ist das größte Missverständnis, das es im Bereich der Wirtschaft derzeit gibt?

Aktuell gibt es meines Erachtens ein offenkundiges Missverständnis, welches eigentlich derzeit der größten Aufmerksamkeit in der internationalen Wirtschaft bedürfte.

Es handelt sich um das Missverständnis, dass viele in der Öffentlichkeit davon ausgehen oder unterstellen, dass sich die Wirtschaft gesund weiterentwickeln kann, obwohl eine wesentliche Komponente unserer Wirtschaft – nämlich das Konzept der Verzinsung (d.h. Zeitwert des Geldes) – schon seit Jahren und auch künftig bis auf Weiteres außer Kraft gesetzt ist.

Es wird augenscheinlich von Wirtschaft und Politik unterstellt, dass es ja nicht so schlimm sei, dass für Kapital keine Zinsen mehr anfallen, d.h. dass man sich nahezu kostenlos verschulden kann – bestimmte Staaten (insbesondere Deutschland und die Schweiz) sogar Geld dafür nehmen, wenn sie sich höher verschulden (sog. Negativzinsen).

Dabei wird regelmäßig ausgeführt, dass dadurch die Wirtschaft angekurbelt würde, da sich Unternehmen ja günstig finanzieren könnten. Denn sie könnten ja preiswert Kredite aufnehmen. Außerdem hätten die privaten Haushalte aufgrund des niedrigen Zinsniveaus keinen Grund, viel Geld zu sparen. Sie würden daher ihr Geld eher ausgeben, was die Wirtschaft weiter ankurbeln würde.

Ein Vorteil, den vor allem die deutsche Politik mit der nachhaltigen Niedrigzinspolitik darüber hinaus noch hat, ist dass man damit Werbung machen kann, dass die Neuverschuldung sinkt bzw. eine “schwarze Null” steht. Das funktioniert aber nur – und nur so lange – wie der Staat sich kostenlos (d.h. ohne Zahlung von Zinsen) an den Kapitalmärkten weiter verschulden kann, oder alte Schulden in neue Schulden umschichten kann, die billiger sind, weil zinslos. Das ist letztlich Augenwischerei, denn die Politik ist nicht wirklich sparsam, sondern profitiert einfach von der Nullzinspolitik der internationalen Zentralbanken.

Nun aber die Nachteile, die überwiegen, aber nicht so richtig gesehen werden wollen:

Die Nullzinspolitik heizt einerseits die Verschuldung von Staaten, Unternehmen und Privathaushalten immer weiter an. Fast jeder kann sich zu sehr niedrigen Zinsen (oder gar keinen Zinsen) verschulden. D.h. es ist heute möglich Schulden aufzunehmen, ein langfristiges Zahlungsziel zu vereinbaren – und trotzdem auf kurze Sicht keine Kapitalbelastung zu haben, einfach weil selbst auf hohe Kredite kaum Zinsen zu zahlen sind. Dies ist langfristig erheblich ungesund für die Wirtschaft.

Dadurch dass man sich schon seit Jahren sehr günstig solche Fremdmittel beschaffen kann, steigt auch das Leverage (Verschuldungsquote) bei Finanzierungen erheblich. Das heißt, wenn ein Vermögenswert erworben wird – sei es ein Auto, ein Haus, ein Unternehmen, etc. – wird immer häufiger mit immer höheren Fremdkapitalanteilen gearbeitet. Das erhöht das Risiko der Anfälligkeit dieser Arten von Finanzierungen, wenn die wirtschaftliche Entwicklung sich nur leicht ins Negative dreht. Viele Finanzierungen werden zahlungsunfähig werden, sobald das Zinsniveau nur leicht steigt oder die Konjunktur leicht “hustet”. Wir fahren damit momentan ein erhebliches Risiko und erhöhen die Anfälligkeit unserer Wirtschaft für exogene Schocks (z.B. Ölpreisentwicklung, Terroranschläge, Zinserhöhungen, Arbeitslosigkeit, etc.) erheblich.

Und last but not least:

Die Asset-Bubble, welche sich in den letzten Jahren gebildet hat. Aufgrund der Verschuldungsmöglichkeiten und des niedrigen Zinsniveaus flüchten Anleger immer mehr in Sachwerte (Autos, Immobilien, Aktien, Unternehmensanteile, Kunstwerke, etc.). Dadurch ist das Preisniveau für diese Vermögenswerte in den letzten Jahren erheblich angestiegen. Eine deutliche Verknappung des Angebots ist festzustellen, eine extreme Erhöhung der Nachfrage – einfach weil so viel Geld zum Anlegen vorhanden ist. Die Preise für bestimmte Vermögenswerte steigen dadurch auf ein absurd hohes Niveau.

Diese Vermögenswert-Blase wird irgendwann platzen müssen. Und dann ist das Gejammer groß. Dass die Blase nicht platzt, kann auf der Grundlage der Erfahrungen in der Wirtschaftshistorie als ausgeschlossen gelten. Natürlich gibt es viele, die sagen – “diesmal ist alles anders” (Digitalisierung, reifere Märkte, blablabla).

Tatsächlich können wir aber sicher sein, dass bei einer irgendwann notwendigen Normalisierung der Wirtschaft (z.B. Wiedereinführung des Zeitwertes von Geld – d.h. für Kredite müssen Zinsen gezahlt werden) das Preisniveau für diese Vermögenswerte wieder sinken muss. Denn der innere Wert eines solchen Vermögenswertes – also abgesehen von den spekulativen Elementen –  ermisst sich aus dem tatsächlichen Vorteil (Miete, sonstige Einnahmen, Ersparnis, generierter Cash-Flow), welcher dem Vermögenswert inne wohnt.

Wie siehst Du das ?

Ich freue mich auf Deinen Kommentar !

Viele Grüße

Dein

Andreas

 

Wie funktionieren Leerverkäufe?

Börse

Bei Leerverkäufen handelt es sich grundsätzlich um Wertpapiergeschäfte.

Dabei ist es das Ziel des Leerverkäufers, von erwarteten Marktentwicklungen bzw. Entwicklungen bestimmter Wertpapiere (basierend natürlich auf die erwartete wirtschaftliche Entwicklung von Unternehmen, die den Wert des Wertpapieres repräsentieren) zu profitieren.

Und der Clou daran: der Leerverkäufer beabsichtigt, von diesen erwarteten Entwicklungen zu profitieren, ohne das Wertpapier tatsächlich zu besitzen oder eigenes Geld zu investieren.

Ganz konkret kann ein solches Geschäft beispielsweise wie folgt abgewickelt werden:

Der Leerverkäufer verkauft dem Kontrahenten (das heißt der Person/ Unternehmen/ Bank, mit dem das Geschäft gemeinsam abgewickelt werden soll) ein Wertpapier auf Termin. Das bedeutet, es wird zwischen beiden Kontrahenten (Leerverkäufer und Kontrahent) vereinbart, dass der Leerverkäufer zu einem zukünftigen Termin dieses Wertpapier liefern muss. Natürlich muss sich der Leerverkäufer zu dem vereinbarten Termin dann mit dem Wertpapier eindecken, um lieferfähig zu sein.

Da der Leerverkäufer aber darauf spekuliert, dass der Kurs, d.h. der Wert des Wertpapiers bis zum vereinbarten Termin sinkt, wird er sich erst zum oder kurz vor dem vereinbarten Termin mit dem Wertpapier eindecken, d.h. dieses erwerben, um seiner Verpflichtung gegenüber dem Kontrahenten gerecht zu werden.

Wenn sich alles so fügt, wie der Leerverkäufer es sich vorgestellt hat, verkauft er das Wertpapier zum Termin zum bereits heute (das heißt zum Datum des ursprünglichen Vertragsabschlusses zwischen Leerverkäufer und Kontrahent) vereinbarten hohen Kurs und deckt sich kurz vor dem Liefertermin mit dem Wertpapier ein. Die Eindeckung erfolgt zu dem dann aktuellen Kurs, der idealerweise niedriger ist. Die Differenz ist der Gewinn des Leerverkäufers.

Und der besondere Charme an diesem Geschäft:

Der Leerverkäufer kann diesen Gewinn erzielen, ohne selbst Geld einsetzen zu müssen – bzw. nur ganz kurz – bspw. mittels Wertpapierkredit – Geld zu organisieren. Denn er muss ja nur die in der Regel sehr kurze Zeit zwischen dem eigenen Erwerb des Wertpapiers und dem Verkauf an den Kontrahenten überbrücken (was auch fast zeitgleich bzw. taggleich geschehen könnte).

Im Ergebnis kann der Leerverkauf mithin ein sehr rentables Geschäft für den Leerverkäufer sein, zumal keine Notwendigkeit besteht, eigenes Geld einzusetzen. Der Leerverkäufer benötigt nur eine ausreichende Bonität, auf Basis derer der Kontrahent hinreichend sicher sein kann, dass der Leerverkäufer in der Lage ist, seine Verpflichtungen zu erfüllen.

Wenn die Spekulation – und nichts anderes als eine Spekulation auf bestimmte Entwicklungen von Wertpapierkursen ist diese Art von Geschäft – allerdings nicht aufgeht und der Markt sich in die andere Richtung bewegt, kann der Leerverkäufer auch hohe Verluste machen, ohne dass er möglicherweise diese Mittel überhaupt hat.

Das Chancen-/Risikoprofil eines solchen Geschäftes ist damit sehr hoch, d.h. es handelt sich um ein riskantes Geschäft – mit hohen Ertragschancen, aber auch hohen Verlustrisiken.

Welche Fragen, Anregungen, Kommentare hast Du dazu ?

Ich freue mich über Deine Nachricht.

Viele Grüße

Andreas