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Sind Zinsen gerecht und warum gibt es den Zinseszins?

Zinsen sind gerecht.

Warum?

Zinsen sind der Preis dafür, dass Du Geld zur Verfügung gestellt bekommst für einen bestimmten Zeitraum. Dieses Geld kann derjenige, der Dir Geld leiht selbst nicht zum jetzigen Gebrauch bzw. Verbrauch nutzen. Der Geldgeber muss also warten, bis er das verliehene Geld wieder von Dir zurückbekommt. Damit ist der Zeitwert des Geldes eine wesentliche Wertkomponente des vereinbarten Zinses zwischen Geldgeber und Geldnehmer. Eine festgelegte Menge Geld in der Zukunft ist mehr wert als eine festgelegte Menge Geld heute.

Darüber hinaus lässt sich der Geldgeber in der Regel das Risiko bezahlen, welches er mit dem Geldverleihen eingeht, die so genannte Risikoprämie. Denn es besteht ja ein gewisses Risiko, dass Du als Geldnehmer das Geld verbrauchst und nicht zum vereinbarten Termin zurückzahlen kannst. Damit müsste der Geldgeber den Verlust seines Geldes hinnehmen. Dies versucht der Geldgeber natürlich dadurch zu vermeiden, dass er kritisch prüft, wem er Geld leiht. Er wird also in der Regel nur vertrauenswürdigen und kreditfähigen Personen Geld verleihen. Es handelt sich im Übrigen um einen wesentlichen Kritikpunkt am gesamten Kreditwesen: wer zahlungsfähig ist, also Geld hat, oder glaubwürdig versprechen kann, Geld zu besorgen, bekommt viel leichter einen Kredit als jemand, der ihn vielleicht viel dringender bräuchte, der aber nicht nachweisen kann, dass er in der Lage ist, das Geld auch vereinbarungsgemäß wieder zurückzuzahlen. Also: wer Geld hat, dem wird mehr Geld gegeben. Wer kein Geld hat, bekommt auch keinen Kredit.

Insgesamt handelt es sich beim Zins als um den Preis für die Zurverfügungstellung von Geld für einen bestimmten Zeitraum, auch Kredit genannt. Der Geld- oder Kreditgeber erwartet aber, dass er das verliehene Geld wieder zurückerhält, mit Zins und Zinseszins. Der Zinseszins ist rein finanzmathematisch bedingt der Zins auf einen bereits verzinsten Betrag. Denn der Anspruch auf einen Zins, der nicht bezahlt wird, ist ja auch wieder ein Kredit bzw. ein Geld verleihen. Daher muss dieser Zinsanspruch vom Geldleiher auch wieder verzinst werden.

Hast Du Fragen oder Kommentare dazu?

Gerne helfe ich Dir weiter!

Viele Grüße

Andreas

Die nächste Wirtschaftskrise – ist es bald soweit?

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Eine Wirtschaftskrise gehört zu einer Wirtschafts dazu. In unregelmäßigen Abständen zeigt uns die Wirtschaftsgeschichte, dass Krisen wie ein reinigendes Gewitter für eine Erneuerung der Wirtschaft dienen können. Der folgende Beitrag gibt Dir einige wichtige Hinweise, in welchem Zeitpunkt dieses Kreislaufs wir uns derzeit befinden.

Meine Botschaft: Die nächste Wirtschaftskrise wird nicht mehr allzu lange auf sich warten lassen.

Allerdings: Ein genauer Zeitpunkt lässt sich dafür leider nicht voraussagen.

Wenn eine solche Aussage verbindlich möglich wäre, könntest Du an der Börse wirklich sehr schnell sehr reich werden. Aber wie der Wirtschaftswissenschaftler sagen würde: „there is no free lunch“, oder auf Deutsch: „geschenkt gibt es an den Märkten nichts“.

Es lässt sich aber zumindest eine Aussage darüber treffen, welche Vorboten dafür sprechen, dass die nächste Wirtschaftskrise sich konkret andeutet:

  1. Die Wirtschaft boomt bereits seit Jahren. Seit der Finanzmarktkrise 2007 haben sich die Märkte grundlegend aufs Neue erholt. Es ist ein stetiger und sich ständig verstärkender Anstieg der Börsenkurse an den internationalen Märkten zu beobachten.
  2. Die Kennzahlen an der Börse zeigen bereits ein – auch im historischen Vergleich –  hohes Bewertungsniveau der Unternehmen. Das heißt, es werden zunehmend Hoffnungswerte in die Bewertungen der Unternehmen eingepreist. Zukünftige Ertragschancen werden tendenziell sehr positiv gezeichnet.
  3. Risiken sind relativ preiswert. Investoren sind bereit, Risiken zu übernehmen zu relativ niedrigen Preisen. Das heißt die Risikoübernahme ist derzeit extrem günstig. Sowohl Banken als auch sonstige Investoren sind bereit, Risiken zu relativ geringen Zinsen bzw. Preisen zu übernehmen.
  4. Das Zinsniveau ist seit geraumer Zeit auf extrem niedrigem Stand. Dadurch werden Investitionen und Bewertungsniveaus weiter angefeuert, da Sparen nicht belohnt wird. Es lohnt sich nicht, Geld auf die „hohe Kante“ zu legen. Es muss – teilweise durch Akzeptanz hoher Risiken – investiert werden, um eine vernünftige Rendite zu realisieren.
  5. Renditen für die Übernahme von Risiken sind auf einem – im langfristigen Vergleich – sehr niedrigem Niveau.
  6. Asset-Bubble: es ist eine Bewertungsblase entstanden bei Sachwerten. Immobilien, Kunst, klassische Autos, Aktien, Unternehmensbeteiligungen, Gold, etc. sind auf einem historisch hohen Bewertungsniveau, da die Leute in Sachwerte „flüchten“.

Du siehst, diese Vorboten zeigen eine Zuspitzung der Situation. Trotzdem könnte es bis zur nächsten Wirtschaftskrise noch ein paar Jahre dauern. Die sehr freundliche Marktsituation und die positive Entwicklung an den Börsen könnte also weiter anhalten … oder auch nicht …

Wie ist Deine Einschätzung ?

Was ist das größte Missverständnis, das es im Bereich der Wirtschaft derzeit gibt?

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Was ist das größte Missverständnis, das es im Bereich der Wirtschaft derzeit gibt?

Aktuell gibt es meines Erachtens ein offenkundiges Missverständnis, welches eigentlich derzeit der größten Aufmerksamkeit in der internationalen Wirtschaft bedürfte.

Es handelt sich um das Missverständnis, dass viele in der Öffentlichkeit davon ausgehen oder unterstellen, dass sich die Wirtschaft gesund weiterentwickeln kann, obwohl eine wesentliche Komponente unserer Wirtschaft – nämlich das Konzept der Verzinsung (d.h. Zeitwert des Geldes) – schon seit Jahren und auch künftig bis auf Weiteres außer Kraft gesetzt ist.

Es wird augenscheinlich von Wirtschaft und Politik unterstellt, dass es ja nicht so schlimm sei, dass für Kapital keine Zinsen mehr anfallen, d.h. dass man sich nahezu kostenlos verschulden kann – bestimmte Staaten (insbesondere Deutschland und die Schweiz) sogar Geld dafür nehmen, wenn sie sich höher verschulden (sog. Negativzinsen).

Dabei wird regelmäßig ausgeführt, dass dadurch die Wirtschaft angekurbelt würde, da sich Unternehmen ja günstig finanzieren könnten. Denn sie könnten ja preiswert Kredite aufnehmen. Außerdem hätten die privaten Haushalte aufgrund des niedrigen Zinsniveaus keinen Grund, viel Geld zu sparen. Sie würden daher ihr Geld eher ausgeben, was die Wirtschaft weiter ankurbeln würde.

Ein Vorteil, den vor allem die deutsche Politik mit der nachhaltigen Niedrigzinspolitik darüber hinaus noch hat, ist dass man damit Werbung machen kann, dass die Neuverschuldung sinkt bzw. eine “schwarze Null” steht. Das funktioniert aber nur – und nur so lange – wie der Staat sich kostenlos (d.h. ohne Zahlung von Zinsen) an den Kapitalmärkten weiter verschulden kann, oder alte Schulden in neue Schulden umschichten kann, die billiger sind, weil zinslos. Das ist letztlich Augenwischerei, denn die Politik ist nicht wirklich sparsam, sondern profitiert einfach von der Nullzinspolitik der internationalen Zentralbanken.

Nun aber die Nachteile, die überwiegen, aber nicht so richtig gesehen werden wollen:

Die Nullzinspolitik heizt einerseits die Verschuldung von Staaten, Unternehmen und Privathaushalten immer weiter an. Fast jeder kann sich zu sehr niedrigen Zinsen (oder gar keinen Zinsen) verschulden. D.h. es ist heute möglich Schulden aufzunehmen, ein langfristiges Zahlungsziel zu vereinbaren – und trotzdem auf kurze Sicht keine Kapitalbelastung zu haben, einfach weil selbst auf hohe Kredite kaum Zinsen zu zahlen sind. Dies ist langfristig erheblich ungesund für die Wirtschaft.

Dadurch dass man sich schon seit Jahren sehr günstig solche Fremdmittel beschaffen kann, steigt auch das Leverage (Verschuldungsquote) bei Finanzierungen erheblich. Das heißt, wenn ein Vermögenswert erworben wird – sei es ein Auto, ein Haus, ein Unternehmen, etc. – wird immer häufiger mit immer höheren Fremdkapitalanteilen gearbeitet. Das erhöht das Risiko der Anfälligkeit dieser Arten von Finanzierungen, wenn die wirtschaftliche Entwicklung sich nur leicht ins Negative dreht. Viele Finanzierungen werden zahlungsunfähig werden, sobald das Zinsniveau nur leicht steigt oder die Konjunktur leicht “hustet”. Wir fahren damit momentan ein erhebliches Risiko und erhöhen die Anfälligkeit unserer Wirtschaft für exogene Schocks (z.B. Ölpreisentwicklung, Terroranschläge, Zinserhöhungen, Arbeitslosigkeit, etc.) erheblich.

Und last but not least:

Die Asset-Bubble, welche sich in den letzten Jahren gebildet hat. Aufgrund der Verschuldungsmöglichkeiten und des niedrigen Zinsniveaus flüchten Anleger immer mehr in Sachwerte (Autos, Immobilien, Aktien, Unternehmensanteile, Kunstwerke, etc.). Dadurch ist das Preisniveau für diese Vermögenswerte in den letzten Jahren erheblich angestiegen. Eine deutliche Verknappung des Angebots ist festzustellen, eine extreme Erhöhung der Nachfrage – einfach weil so viel Geld zum Anlegen vorhanden ist. Die Preise für bestimmte Vermögenswerte steigen dadurch auf ein absurd hohes Niveau.

Diese Vermögenswert-Blase wird irgendwann platzen müssen. Und dann ist das Gejammer groß. Dass die Blase nicht platzt, kann auf der Grundlage der Erfahrungen in der Wirtschaftshistorie als ausgeschlossen gelten. Natürlich gibt es viele, die sagen – “diesmal ist alles anders” (Digitalisierung, reifere Märkte, blablabla).

Tatsächlich können wir aber sicher sein, dass bei einer irgendwann notwendigen Normalisierung der Wirtschaft (z.B. Wiedereinführung des Zeitwertes von Geld – d.h. für Kredite müssen Zinsen gezahlt werden) das Preisniveau für diese Vermögenswerte wieder sinken muss. Denn der innere Wert eines solchen Vermögenswertes – also abgesehen von den spekulativen Elementen –  ermisst sich aus dem tatsächlichen Vorteil (Miete, sonstige Einnahmen, Ersparnis, generierter Cash-Flow), welcher dem Vermögenswert inne wohnt.

Wie siehst Du das ?

Ich freue mich auf Deinen Kommentar !

Viele Grüße

Dein

Andreas